Empfang von Minister Reis

  • Reis, der in der Vergangenheit schon Spitznamen wie "Jetti", "FSW (Furchtbar schnelles Wesen)" und ähnliches erhalten hat, ist gespannt darauf, den Präsidenten Slezskos kennenzulernen. Er fährt zusammen mit dem hellblau uniformierten Hoschi vom Flughafen vor und steigt aus dem Auto aus - gut gelaunt wie immer. Während der Fahrt hat er sich vergewissert, dass das Gastgeschenk aus dem Flugzeug ausgeladen und ebenfalls zum Sitz des Präsidenten gebracht wird.

  • Der Auto fährt unter einem schicken Torbogen hindurch in einen der Innenhöfe des Schlosses. Hier warten die Palastgarde und der Prezident. Der uniformierte Offizier verlässt den Wagen, salutiert dem Staatsoberhaupt, hält Reis die Tür auf und salutiert erneut.

  • Reis, der militärisches Gewese lustig findet, salutiert nicht zurück, sondern klopft dem uniformierten Herrn auf die Schulter - wohl wissend, dass dieser schon den Handschlag nicht sonderlich lustig fand. Anschließend geht er mit zum Gruß ausgestreckter Hand auf den Herrn zu, der dem Herrn auf dem Foto, das er sah, am ähnlichsten sieht. Und wieder einmal dankt er seiner Sekretärin Lucy Auch in Gedanken für die tolle Vorbereitung.


    Herr Hora, richtig? Lord Reis - danke für die Einladung. Ein schönes Land haben Sie hier, soweit ich das aus dem Flugzeug und dem Auto sehen konnte.

  • Er setzt die Sonnenbrille ab und schüttelt Herrn Hora die Hand - dem Präsidenten möchte er den kompliziert aussehenden Handschlag erst später beibringen und ihn vor allem nicht vor seinen Mannen blamieren. Dabei denkt er: "Pane? Brot?"


    Es freut mich, dass Sie mich eingeladen haben. Und wie es bei uns üblich ist, habe ich ein paar Gastgeschenke mitgebracht. Das sind neben 3 Fässern unseres Nationalgetränkes - des 100 % wildgurkenfreien Wildgurkenbieres - auch noch 4 unterschiedliche Flaschen unseres berühmten Potch Whisky aus der Landford-Distille. Wenn alles geklappt hat, kommt beides gleich auch hier an.

  • Samozřejmě, selbstverständlich!


    Weist den Weg und begibt sich mit Reis in sein großzügig geschnittenes Präsidentenbüro. Da kein großes Brimborium erbeten wurde, verzichtet man auf Galaempfang und Aufmärsche Dutzender Gäste und bietet stattdessen in gemütlicher Atmosphäre eine Auswahl kleiner Leckereien aus Slezsko: Buchty und Koláče. Dazu wird – ganz nach Wahl des Gastes – Pivo (Bier) oder Slezská Káva (schlesischer Kaffee) gereicht.

  • Er kommt nicht umhin, festzustellen, dass der Präsident ein Freund weniger, aber herzlicher Worte ist. Als er das Präsidentenbüro betritt, schaut er sich wie üblich interessiert um und nimmt eine der Buchty - die er als "Buchteln" kennt. In seiner liebenswürdigen Art durchstreift er nach dem ersten Abbeißen der Buchtel das Büro, tippt ein paar Stühle an und schaut dann Herrn Hora an.


    Bitte, setzen Sie sich doch. Und bedienen Sie sich. Was möchten Sie trinken? Wie Sie sehen, gibt es etwas, das wie Bier aussieht und wahrscheinlich welches ist - und etwas, das wie Kaffee riecht und aussieht und wahrscheinlich auch welcher ist. Was kann ich noch für Sie tun?


    Reis beobachtet gerne spontane Reaktionen auf ungewöhnliche oder unvorhergesehene Handlungen und Aussagen. Daher ist er auf die Reaktion des Präsidenten sehr gespannt, den er verschmitzt anlächelt.

  • Ist sichtlich irritiert angesichts von Reis' Initiative und sagt einen Augenblick gar nichts.


    Nun... äh... ich nehme einen Káva...


    ... sagt er und greift sofort nach dem feingemahlenen Pulver. Zwei gehäufte Löffel wandern in eine Tasse und werden unmittelbar mit heißem Wasser übergossen – offenbar eine schlesische Eigenart. Filterkaffee ist hier wohl unbekannt.


    Sie dürfen natürlich gern zum Pivo greifen.

  • Er schmunzelt - die Reaktion sagt für ihn viel aus und lässt ihn darauf hoffen, dass der Besuch spaßig für ihn werden könnte. Er greift zum Pivo, öffnet die Flasche und beäugt sie kurz, während er überlegt, ob es in Slezsko vielleicht Engpässe bei der Lieferung von Filtertüten geben mag


    Na dann - Prosit! Auf einen entspannten Besuch :)


    Was verschafft mir die Ehre Ihrer Einladung, Mister President?

  • Prost, pane Reisi. Oder wie man hierzulande sagt: Na zdraví!


    Wartet einen Moment, bis das Kaffee-Wasser eine trinkfähige Temperatur erreicht hat, rührt dann kräftig um und beginnt zu trinken.


    Ich hörte, dass Ihr Land und insbesondere Sie selbst ein gutes Verhältnis zu Hora Mnicha... also... äh... Monikberg aufgebaut haben. Da wir enge Partner von Monikberg sind, hielt ich es für sinnvoll, ebensolche freundschaftlichen Beziehungen zu Pottyland aufzubauen.

  • Na zdravi! Warum bezeichnen Sie mich eigentlich die ganze Zeit als "pane Reisi"?

    Über die hiesige Sprache stand in seinem Dossier leider nichts - oder er hat es überlesen. Für ihn klingt das so, als würde man ihn mit Spitznamen ("Reisi") ansprechen und als Brot (pane) bezeichnen.


    Ja das stimmt. Pottyland und Monikberg haben sich diplomatisch angenähert und sind dabei, Beziehungen aufzubauen. Wenn ich mich nicht irre, ist Ihr Land auch ein Partner des Wijmaarer Vertrages, richtig?


    In jedem Fall freut es mich, dass Sie die Hand zu uns ausstrecken. Dann hab ich in Monikberg offenbar noch nicht zuviel Schabernack getrieben ;)

  • Verzeihen Sie bitte! „Pane“ bedeutet nichts anderes als „Herr“, und „Reisi“ ist die grammatikalisch korrekte schlesische Form für namentliche Anreden.


    Slezsko ist Teil des Vertragssystems von Vymar, richtig. Wir arbeiten derzeit an einer Aktualisierung des Vertrags, aber an der grundsätzlichen Mitgliedschaft wird sich nichts ändern.

  • Vielen Dank für die Aufklärung! Es ist immer interessant, neue Sprachen kennenzulernen. Schlesisch höre ich natürlich zum ersten Mal - aber es klingt sehr interessant.


    Würden Sie mir ein bisschen was über Ihr Land erzählen? Mein Dossier gab mir zwar einen Überblick, aber ich höre am liebsten von den Leuten, mit denen ich rede, wie sie ihre Heimat beschreiben würden.

  • Sehr gern, pane... Herr Reis.


    Ich beginne meine Vorträge über das Land in der Regel mit dem Jahr 1989, dem Jahr des Nový začátek, des Neuanfangs. Bis dahin war Slezsko eine autoritäre Königsdiktatur. Král (König) Karel XXIII. unterdrückte jede Opposition. Als Freiheitsbewegung demokratisch gesinnter Bürger entstand damals die Svoboda, das heißt: Freiheit. Heute ist sie die größte Partei hierzulande und ich bin ihr Vorsitzender. Anfangs waren wir nicht viele. Später konnte uns das Regime nicht mehr zum Verstummen bringen. Mein Bruder Václav und andere starben im Kugelhagel der Sicherheitskräfte, bevor sich das Militär im Mai 1989 gegen den König wandte und seiner Herrschaft ein Ende setzte. Ein Sondertribunal verurteilte Karel zum Tode – das letzte Todesurteil vor Abschaffung der Todesstrafe durch die neue demokratische Verfassung von 1991.


    Karel XXIII. gehörte dem Königshaus Háček an, benannt nach einer Burg nicht allzu weit von Hradschany. Die Vorgänger der Háček, die Bohumilovci, waren das erste Königsgeschlecht unseres Volkes. Sie starben im Mittelalter aus. Ihr sagenumwobener Stammvater, Herzog Bohumil, ein Sohn von Urvater Slezák, dem ersten Schlesier, soll frühschlesische Kriegerscharen aus dem Süden nach Slezsko geführt haben. Etwa im fünften Jahrhundert dürfte das gewesen sein. Damals war das heutige Slezsko Kerngebiet des Velkosománská říše, des Großsomanischen Reichs, das auch das benachbarte Underbergen und Teile Schwions umfasste. Mit dem Niedergang dieses Reichs festigte sich die Macht der frühen Schlesier.

  • Interessant, Slezsko war also mal Teil Somas? Die Entwicklung in Underbergen verfolge ich aus der Ferne mit Interesse und finde die Verflechtung mit Schwion und Slezsko sehr interessant.

    Hat der Hase also auch Auswirkungen auf die Politik in Slezsko? Oder ist das ein rein underbergischer Spleen?

  • Slezsko war nie Teil des Staates Soma, den Sie noch kennen und dessen letztes Überbleibsel Underbergen ist. Das Altsomanische Reich ist selbst in der underbergischen Geschichte nur eine Randnotiz, da man von damals kaum etwas weiß. Und spätestens ab dem... äh... zehnten Jahrhundert ist Slezsko völlig losgelöst von Soma. Sie finden aber bis heute auf schlesischem Boden zahlreiche Ruinen, die den Altsomanern zugeschrieben werden können. Zum Beispiel in der Nähe von Staré Město. Möchten Sie, dass ich Ihnen diese historische Stätte vorführe?


    Der somanische Glaube an den Hasen ist heute, soweit ich weiß, allgemein deutlich zurückgegangen. Hierzulande wie in Underbergen gibt es noch einige Menschen, die dieser Religion angehören. Aber es ist nur eine kleine Minderheit. Und selbst diejenigen, die den Hasen verehren, vermischen die alte Religion meist mit dem hierzulande verbreiteten katholischen Christentum. Zumindest in Slezsko ist das der Fall. Wie es in Underbergen ist, weiß ich nicht.

  • Umso interessanter, dass die Geschichte des Großsomanischen Reiches - so lange sie auch her ist - immer noch wichtig genug ist, um sie zu erwähnen.

    Historische Stätten interessieren mich sehr häufig - es wäre mir eine Freude, sie anzusehen.